Für ein besseres Klima!

Puh, in den sozialen Netzwerken - insbesondere in dem mit dem blauen "F" - herrscht ein rauher Wind.
Es gibt zwei Hauptthemen, die mir in den letzten Tagen pausenlos begegnet sind: Frau Rackete und der Mangel an "Menschlichkeit" im allgemeinen, und Greta Thunberg mit allen Facetten des Klimawandels.
Bei beiden Themen geht es oberflächlich um die tatsächlichen Herausforderungen. Noch viel mehr geht es aber darum, sich selbst "richtig" zu positionieren und alle zu enttarnen, die "falsch" denken. Ich sage nicht, dass es unnütz ist, die Stimme gegen Unrecht und Missstände zu erheben, im Gegenteil. Was ich aber schrecklich finde ist, dass die "Diskussionen" sich schnell in gegenseitigen Anschuldigungen erschöpfen.

Sei es, dass Worte wie "Nazi" oder "Wirtschaftsflüchtlinge" inflationär benutzt werden, oder sei es, dass Menschen sich damit brüsten, wie sie - im Gegensatz zur "Jugend von heute" - in den Sechzigern noch nicht mit Handys gespielt und eingeschweißte Gurken gekauft haben. Ich lese und versuche zu verstehen, was die Menschen bewegt.
Was ich fühle ist: jeder versucht, sich selbst von der Zerstörung der Welt abzugrenzen.
Ich bin nicht Schuld am Klimawandel - ich stamme aus einer Generation, die noch zu Fuß zur Schule ging.
Ich bin kein Fremdenfeind, ich habe eine Petition unterschrieben!
Wir fühlen uns von dem Unrecht und der unaufhaltsamen Veränderung unserer Umwelt überfordert. Etwas läuft gewaltig schief in unserer Gesellschaft, aber wo lässt es sich stoppen? Wer sitzt am Steuerrad? Die Politiker? Ach ja, die habe ich bei meiner Aufzählung am Anfang ganz vergessen. Die sind natürlich alle, alle unfähig und verdienen zu viel Geld.
Es ist zum Mäusemelken.
Es ist die Welt in der wir leben.
Die Gesellschaft, in der ich meine Kinder aufwachsen lasse.
Als ich ungefähr acht Jahre alt war erwähnte einmal einer der Erwachsenen, dass wir (Kinder von damals) bestimmt selbst keine Kinder mehr in die Welt setzen würden. Er prophezeite, dass dies eine viel zu gefährliche, kaputte Welt sein würde. Der Kalte Krieg lauerte schließlich hinter jeder Ecke, und in ein paar Jahren hätten wir uns sicherlich mit all den Atomwaffen zu Tode gebombt. Oder stünden kurz davor.
Mich hat diese Aussage tiefgetroffen. Als Kind hatte ich ständig Albträume von Fliegerangriffen, weil uns in der Schule viel von der Bedrohung aus dem Westen erzählt wurde.
Und als der Erwachsene diese Sätze sagte, da dachte ich: Aber ich MÖCHTE Kinder in die Welt setzen! Und ich konnte mir nicht vorstellen, das aus Angst vor einer ungewissen Zukunft nicht zu tun. Und wenn es alle anderen für unverantwortlich hielten.
Heute habe ich Kinder. Ich habe sie voller Hoffnung in eine Welt hinein geboren, die - wie zu allen Zeiten seit der Vertreibung aus dem Garten Eden - voller Gefahren, aber auch voller Wunder ist.
In meiner Kindheit und Jugend haben mich das Ozonloch und der Krieg in Jugoslawien bedroht. 9/11 und Naturkatastrophen in mehr oder weniger fernen Ländern.
Meine Kinder hören von Attentaten und dem Klimawandel in neuen Formen.
Aber sie hören nicht nur, was die Lehrer und die Nachbarn darüber sagen, so wie das bei mir der Fall war. Sie hören, was die ganze Welt denkt. Es zwitschert und newsflasht ihnen täglich um die Ohren, von Donald Trump und Hans Müller und Greta und aus dem Account des liebsten Insta-Stars.
War es ein Fehler von mir, kleine Menschen in diese verrückte Welt hinein zu setzen?
Ich bin sicher, dass der ein oder andere dazu ein lautes "Ja!" sagen würde. Ich wähle für mich ein klares "Nein.".
Wenn man der Bibel Glauben schenkt, dann hatte die Menschheit von dem Zeitpunkt an, an dem sie sich dazu entschied, Gott nicht vollends vertrauen und gehorchen zu wollen, ein Problem mit Mord, Totschlag und Umweltkatastrophen.
Und trotzdem hatte jede Generation - sogar jeder einzelne Mensch! - immer die Wahl, eine Entscheidung zu treffen. Die Entscheidung, ob er Gott vertrauen und sich ihm gegenüber bewusst verantworten möchte, oder ob er nur sich selbst und den eigenen Prinzipien lebt.
Na klar, ich weiß, dass im Namen verschiedener Gottheiten schlimmste Dinge begangen wurden und werden. Aber eben nur dann, wenn diese für die eigenen Zwecke missbraucht werden.
Wem legst du Rechenschaft ab? Dir selbst und deinem Gewissen? Dem Staat? Deinen Freunden auf Facebook und Followern auf Twitter?
Es ist kompliziert.
Noch komplizierter, den eigenen Kindern beizubringen, in dieser Welt mit ihren verschwimmenden und doch scharf umkämpften Grenzen Verantwortung zu übernehmen und Lebensmut zu haben.
Ich empfinde es als meine Aufgabe, mich nicht im Äußern einer bestimmten Meinung zu verlieren. Ich möchte so leben, dass ich einen positiven Beitrag zum Umweltschutz und zur gesellschaftlichen Lage leiste.
Ach, wie hochtrabend das klingt.
Und wie klein, aber trotzdem wichtig, die Schritte sind.
Unser Familienklima ist der Anfang für meine Kinder. Zuhause lernen sie, respektvoll miteinander umzugehen - wenn wir es schaffen, das mit ihnen gemeinsam zu leben. Zuhause, und nicht bei den "Fridays for future" lernen sie, plastikarm und halbwegs regional einzukaufen.
Es ist eine riesige Verantwortung, auf die wir uns eingelassen haben, mein Mann und ich, als wir uns entschieden, Kinder in diese Welt zu setzen.
Manchmal fühle ich mich hilflos und denke, dass ich dieser Verantwortung nicht gerecht werde.
Und dann wiederum sehe ich, dass jeder Mensch ein Teil dieser großen, verrückten Welt ist, und dass das, was ich beitrage nur ein kleines Puzzelteil ist. Ich sehe, dass jeder Mensch in der Lage ist, Fehler zu machen und aus ihnen zu lernen, wenn er dazu bereit ist. Und dass jeder von uns täglich die Gelegenheit hat, das Klima ein bisschen zu verändern - das zwischenmenschliche und das himmelerdige und das der Umwelt.
Zum Guten, natürlich!

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